Zahnbürsten für Madagaskar


Die Zahnspezialisten von KU64 unterstützen Jahr für Jahr eine Reihe von gemeinnützigen Projekten in Berlin, Deutschland aber auch im Ausland. In diesem Jahr flog das Hilfsteam erstmals nach Madagaskar, um an einer Schule mit rund 500 Kindern Hilfspakete mit Zahnpasta und Zahnbürsten zu verteilen. Henry Schein unterstützte diese Hilfsaktion mit der Spende einiger Zahnbürsten. Martin Boschmann, Projektmanager Corporate Social Responsibility bei KU64, erzählt im Interview mit welchen Herausforderungen KU64 zu kämpfen hat und wie die Hilfe vor Ort angenommen wird.


Herr Boschmann, es ist recht ungewöhnlich, dass eine Zahnarztpraxis so ein umfangreiches Corporate Social Responsibility-Programm besitzt. Wie kam es dazu?

2009 kam eine Patientin aus Südafrika in die Berliner Zahnarztpraxis KU64 und fragte den Chef, ob er bereit sei eine Stiftung in Südafrika finanziell zu unterstützen. Clever wie Herr Dr. Ziegler ist, entschied er mit einem 10-köpfigen Team, selbst in das kleine Fischerdorf Paternoster zu fahren und den ca. 250 Kindern zu helfen. Seitdem fährt ein Team jährlich nach Südafrika, um dort zahnmedizinisch zu helfen. Bisher haben wir etlichen Kindern geholfen und beobachten sogar ein gesundheitspolitisches Umdenken in der Region. Aus diesem Projekt ist dann eine eigene Charity-Sparte in der Zahnarztpraxis KU64 entstanden und mittlerweile gibt es viele spannende Hilfsprojekte - weltweit.

Sie fördern sowohl Projekte im In- als auch im Ausland. Erzählen Sie uns etwas darüber.
Mit Südafrika begann alles (2009) und wir merkten, dass wir den Nerv getroffen haben. Es folgten verschiedene Hilfspakete in Syrien, Brasilien, Türkei und weitere Projekte in Indien, Brasilien und erstmalig 2020 auch auf Madagaskar, wo wir eine Schule mit 500 Kindern besuchten, die zum Teil das erste Mal Europäer sahen und das erste Mal eine Zahnbürste in den Händen hielten. Natürlich gab es Stimmen, die fehlende Projekte in Deutschland beklagten, denn auch hier ist die zahnmedizinische Not groß. So schickten wir Hilfspakete auch nach München zum Kälteschutz nach NRW und Sachsen. Aber auch in Berlin starten wir immer wieder kleinere Hilfsprojekte. Im Herbst zum Weltkindertag beispielsweise zeigen wir Berliner Kinder, wie man günstig und gesund Zahnpasta selbst herstellen kann. Zum Weltkindertag kommen jährlich ca. 150.000 Kinder.

Wie unterscheiden sich die Projekte bzw. das Engagement im In- und Ausland?
Es gibt tatsächlich einen Unterschied zwischen Projekten im In- und Ausland: Während wir in Deutschland viele kleine Projekte haben, bedarf es bei Auslandseinsätzen einer großen Planung. Wenn wir merken, dass sich der Aufwand nicht lohnt, indem z.B. Flug- und Materialkosten teurer sind als die Hilfe, schicken wir ein paar Hilfspakete in das Land und zur Institution. Vor Ort verwenden dann einheimische Erzieher und Zahnärzte unser Material und bieten Aufklärungsprogramme an. Ist unsere Hilfe jedoch so weitreichend wie 2020 auf Madagaskar, stellen wir ein kleines Team auf die Beine, organisieren Zahnpflegeprodukte von Firmen wie Henry Schein und erstellen ein Konzept, damit auch nach dem Projekt unsere Hilfe nachhaltig weiterwirkt.

Bei Auslandseinsätzen helfen wir immer mit folgenden 3 Aspekten: a) Wir verteilen Materialien zur direkten Hilfe, b) wir zeigen den Kindern, wie sie Zahnpasta auf gesunde und günstige Weise selber herstellen können und c) ist uns der interkulturelle Aspekt sehr wichtig. Oft sind wir es, die durch den Kontakt mit anderen Kulturen ungeheuer viel lernen und mit Erfahrungen zurückkehren. Auslandseinsätze sind auch unglaublich spannend: Allein die Nervosität am Flughafen, ob wir kontrolliert werden und uns dann einer fragt, warum wir denn 500 Zahnbürsten beim Reisen dabei haben :-)

Mit welchen Problemen haben die Kinder in Südafrika besonders zu kämpfen? Mangelnde Mundhygiene ist da sicher nur eines der Herausforderungen?
In der Regel erkennen wir drei Probleme: Zum einen haben die Kinder, obwohl Südafrika zum reichsten Land Afrikas gehört, erhebliche Zahnprobleme. Unser Rekord lag 2019 bei neun kariösen Zähnen pro Kind. Zweitens erleben wir mitunter schockierende Elternhäuser: Trinkende und unter Drogen stehende Eltern; Kinder, die keine Schuhe tragen; Familien, die ums Überleben in den Townships kämpfen und nie an einen Zahnarzt denken würden. Drittens erleben wir, dass unsere Hilfe für eine Woche super ankommt und positive Wirkungen hat, dann die Kinder aber in ihren Schulpausen wieder Snacks und Süßgetränke verzehren und uns vergessen. Daher arbeiten wir seit Jahren eng mit den Lehrern zusammen, damit sie auch während unserer Abwesenheit immer wieder die korrekte Zahnpflege bei den Kindern anwenden.

Wie wird das Angebot der zahnmedizinischen Versorgung vor Ort angenommen?
Projekte wie Südafrika laufen bereits seit über 11 Jahren und es hat sich ein Urvertrauen gebildet. Jährlich erfahren wir mehr über die Kinder und allein die Begrüßung zeigt, dass wir ein gern gesehener Gast sind. Im Jahr 2020 haben wir uns darüber hinaus noch viele kreative Ideen einfallen lassen: So gab es ein Kennenlernfest, um erstmalig die Eltern kennenzulernen. Die Kinder durften ein Fischerboot bemalen, welches jetzt im Einsatz ist und auch das Thema Ernährung wurde behandelt, da Karies und Ernährung thematisch sehr eng beieinander sind. In Ländern wie Madagaskar wird die Hilfe ebenfalls sehr gut angenommen, aber natürlich merken wir in den Gesichtern eine ganz andere Emotion: Anfängliche Skepsis bis hin zu unendlicher Dankbarkeit. Es ist klar, dass im sechstärmsten Land der Welt eine einzige Zahnbürste viel Freude erweckt und Freudentränen kullern.

Wie finanziert Ihr Verein die vielen Projekte und Hilfseinsätze?

Anfangs haben wir noch jede einzelne Person gefragt und waren über 1 Euro Spende froh. Man darf nicht vergessen, dass das Thema Zähne ein Nischenthema ist und wir keine Weltorganisation sind. Mittlerweile konzentrieren wir uns auf 3 - 4 Firmen, die unsere Projekte fördern und toll finden. Wir hoffen, auch in Zukunft auf Geld- und Sachspenden bauen zu können und danken an dieser Stelle allen Spendern für ihre großartige Hilfe. Danke!

Vielen Dank für das Interview!

Wenn Sie eines der zahlreichen Projekte von KU64 unterstützen möchten, senden Sie eine E-Mail an info@big-smile-verein.de

2020 besuchte das Hilfsteam erstmals Madagaskar und übergab rund 2.000 Zahnbürsten an Kinder.


Das Projekt in Südafrika wird seit 11 Jahren von KU64 unterstützt. Mittlerweile herrscht ein Urvertrauen zwischen den Leuten vor Ort und dem Team.